Technik: Die Vocals

Dieser Artikel ist der erste in einer Serie, die den Interessierten unter euch einen Einblick in die Technik hinter MR.bee geben soll. Denn wo vorne ein guter Sound rauskommen soll, muss hinter den Kulissen mehr getan werden als nur A mit B zu verstöpseln — beginnend bei der Auswahl des Equipments, dem „Finden des richtigen Sounds“ auf dem Instrument, der Mikrofonierung und Verkabelung bis hin zur richtigen Einstellung der Effekte und Soundprozessoren am Mischpult und der Raumeinmessung.

Heute dreht sich alles um die „Vocals“, also die Gesangsstimmen. Katrin und Johannes verwenden jeweils ein Shure beta 58A, eines der gängigsten dynamischen Mikrofone für den Live Einsatz. Christoph hingegen hängt an seinem Shure SM58, das prinzipiell einen ähnlichen Frequenzgang wie das beta 58A aufweist, jedoch etwas weniger präzise klingt. Das SM58 hat außerdem eine andere Richtcharakteristik und ist leiser, was am Mischpult eine höhere Gain Einstellung erforderlich macht.

Über drei XLR Kabel sind die Mikrofone direkt mit dem Mischpult verbunden. Wie alle dynamischen Mikrofone benötigen auch beta 58A und SM58 keine Phantomspeisung. Jedoch ist es für Gesangsmikrofone unerlässlich, einen High-Pass-Filter (Low Cut) zu aktivieren, der sich an unserem Digitalmischpult (Behringer X32) auf beliebige Frequenzen einstellen lässt. Bei den Männerstimmen (Johannes, Christoph) habe ich ihn auf etwa 70 Hz, bei Katrin auf 90 Hz eingestellt. Da die menschliche Stimme Töne unter den genannten Frequenzen nicht zu erzeugen in der Lage ist, hilft uns dieser Filter, unerwünschte Nebengeräusche wie Trittschall oder Spill (direkt oder über PA) zu eliminieren.

Anpassungen des Klangs mittels eines Equalizers sind bei diesen guten Mikrofonen zwar nicht zwingend nötig, aber ich verwende dennoch gerne einen High-Shelve Boost um etwa 2 bis 3 dB ab 8 kHz, um der Stimme ein wenig Präzision und Klarheit zu verleihen (der Angelsachse spricht hier von „Air“). Im Prinzip ist dies nichts anderes als eine Verstärkung der Obertöne. Es gibt hier aber auch ein Caveat: Sind die Gesangsmikrofone in Richtung des Drummers ausgerichtet muss man natürlich aufpassen, dass man Becken und HiHat über den Spill in die Vocal Mics nicht übermäßig verstärkt — gegebenenfalls müssen die Overheads wieder ein bisschen zurückgenommen werden.

Je nach individueller Stimme reduziere ich einige Frequenzen noch etwas, beispielsweise im Band um 400 Hz, was den Gesang „entdröhnen“ kann. Eine Anhebung irgendwo zwischen 3-5 kHz (je nach Stimme) schafft mehr Präsenz.

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Das wichtigste Element in der Signalkette der Gesangsstimmen ist der Kompressor. Ohne einen Kompressor klingen selbst die besten dynamischen Mikrofone wie „hinter einem Vorhang“. Zu Beginn verwendete ich hier den Channel Kompressor des X32, der durchaus brauchbaren Sound liefert. Später entdeckte ich jedoch eine bessere Option: Das X32 bietet in der Effektsektion eine virtuell-analoge Emulation des UREI/Universal Audio 1176, einem Klassiker unter den Kompressoren, der auf vielen Studioaufnahmen zum Einsatz kam. Dieser kann als Insert in die Vocal Kanäle eingehängt werden und sorgt für erheblich verbesserte Präsenz und eine stärkere „Zentrierung“ im Stereo Mix gegenüber dem Standard Channel Kompressor. Dafür reichen bereits eine Ratio von 4:1 und moderate Input/Output Gain Einstellungen. Da wir In-Ear-Monitoring verwenden, können wir das komprimierte Signal sogar auf die Monitorwege geben.

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Für den Hall verwende ich den Vintage Reverb, der als Send Effekt auf alle Vocal Kanäle wirkt. Da im kompletten Bandmix immer viel vom Reverb untergeht habe ich recht aggressive Einstellungen für Send und Return gewählt, die alleine fast schon nach Tropfsteinhöhle klingen. Ähnlich wie auch schon beim Kompressor liegt das Effekt Return Signal auch auf den Monitorwegen, da man so besser das Resultat im Main Mix einschätzen kann.

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Alle Vocal Kanäle zusammen liegen schließlich auf einem DCA Kanal, mit dem die Lautstärke des Gesangs insgesamt mit nur einem Regler verändert werden kann. Um bei Ansagen schnell den Reverb der Gesangsmikrofone ausschalten zu können, habe ich außerdem noch einen der Assignable Controller auf den entsprechenden Schalter des Effekts gelegt, der dann per Knopfdruck den gesamten Effektprozessor lahmlegt.

Das war auch schon die Technik der Vocals bei MR.bee. Im nächsten Teil der Serie dreht sich alles um das Schlagzeug.

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